30.03.2024, Planet.tt, Bank Austria Halle, Gasometer, Wien

TURBOBIER + BLUTHUND

Veröffentlicht am 02.04.2024

Ein (fast) volles Haus im Gasometer, feucht-fröhliche Gesichter in der ganzen Halle, kühle Blonde mit Turbofaktor soweit das Auge reicht - die Zeichen stehen für die österreichischen Vorzeigepunker am 30. März 2024 auf Finale! Die Show versprach fulminant zu werden, ginge es nach dem Kopf des Frontmannes Dominik Wlazny alias Marco Pogo. Dieser hatte (hoffentlich) nicht zu viel versprochen, als er in unserem Interview mit ihm dazu einfach "…des wird mega guad" meinte. Und Recht hatte er! Die "Nobel geht die Welt zugrund Tour 2024" schlossen TURBOBIER zusammen mit BLUTHUND mit einem awesome Auftritt im Wiener Gasometer ab. Noch schöner wäre es für die beiden anwesenden Schreiberlinge aus dem Stormbringer-Loft natürlich gewesen, wenn sich der Traum vom Fotograben nicht kurz vor dem Gig dank organisatorischer Missverständisse in Luft aufgelöst hätte. Shit happens, aber naja, was will man machen, dann gibt's eben nur Handyfotos. Hauptsache der Gig im Gasometer selbst ist ein würdiger Abschluss für die Tour! Aber wie war es denn nun konkret?

(Foto by Corona)
(Foto by Corona)

Nun, bevor an diesem Abend wirklich in den Turbomodus geschaltet wurde, gebührte das Rampenlicht erst einmal dem nicht weniger elektrisierenden Opening Act BLUTHUND aus Berlin! Verhüllt durch weiße Skimasken lassen die Herren mit ihrem aggressiven Crossover-Mix nichts anbrennen und schaffen es im Nu, die bereits beschauliche Masse an Leuten in Bewegung zu bringen. Und in Bewegung ist nicht nur das Publikum: Heiliger Handcremeverkäufer, was muss Abraxas, der Mann am Mic, für eine Sportskanone sein, zumindest gemessen an dem, was der Dude auf der Bühne veranstaltet. Da wird gezappelt, gesprungen und es werden Lufttritte verteilt als wäre er wütend auf die Bühne selbst! Rückblickend ist es ein wahres Wunder, dass bei dieser Energie nichts zu Bruch gegangen ist und zum Finale das Equipment am Leben gelassen wurde. Es ist allgemein ein emotionaler Auftritt, der nicht nur das Spektrum der Wut abdeckt. Auch vor ernsteren Themen wie psychischen Erkrankungen oder Hass und Hetze in unserer Lebensrealität wurde nicht zurückgeschreckt. Stabil! Einziger Wermutstropfen, der im Gasometer aber ja schon fast dazugehört: Der Sound. Vielleicht lag es an der überbordend energiegeladenen Performance selbst, aber in hitzigeren Momenten sorgten die Höhen im Sound dann teilweise schon für Ohrenschmerzen und man konnte für jede Art des Gehörschutzes dankbar sein. Trotzdem: BLUTHUNDs Auftritt für sich genommen darf mit gutem Gewissen als Zerfickung [Anm. d. Lektorats: So liebe Kinder, das hier habt ihr jetzt nicht gelesen.] bezeichnet werden. Wow!

Setlist (ohne Gewähr!):

1. 1979
2. Mit meiner Maschine
3. Glückssau
4. Büro Until Rente
5. Der sprechende Affe
6. Scheisswut
7. Hass Hass Hass
8. Wir fackeln alles ab

(Foto by Corona)
(Foto by Corona)

Nach kurzen Umbauarbeiten starteten kurz nach 21:15 Uhr die einheimischen Punkrocker von TURBOBIER. Da das Konzert im Gasometer schnell ausverkauft war, öffnete man auch die Galerie für Besucher. Diese war dann aber doch nicht so "überladen" wie gedacht. Auffallend war außerdem, dass der Sound plötzlich gar nicht mehr so schlecht war. Wie wir es bei den Heimspielen von der Band gewohnt sind, interagierte Fronter Dominik alias Marco Pogo fast zwei Stunden mit seinem Publikum. Gefährlich waren dagegen die Becher, die wahllos herumgeschossen wurden und andere Menschen schmerzhaft am Kopf trafen. Auch der Leader der Band stand in bedrohlicher Position, da auch Hartplastikbecher auf die Bühne geworfen wurden. Umso beeindruckender: Marco ließ das vollkommen kalt und es hinderte ihn nicht daran, der Crowd mit guter Stimmung einzuheizen. Opener des TURBOBIER Auftritts war "D.U.R.S.T." vom neuen Album "Nobel geht die Welt zugrund". Herr Pogo ließ es sich auch nicht nehmen, vor der Bühne in der Menschenmenge ein Bad zu nehmen. Hier gab er auch zwei Anhängern der "Turbobande" ein Bier aus. Buhrufe fing er sich bei der Einleitung zu "King Of Simmering" ein, als er das Schundblatt "Freizeit Revue" auf der Bühne erwähnte, obwohl dies eine kreative Überleitung zum anschließenden Song darstellte. Auch schafften es über den ganzen Auftritt hinweg immer wieder ein paar musikalische Anspielungen auf die Bühne: So wurde aus der Performance von "King Of Simmering" im Handumdrehen ein Cover von "Smells Like Teen Spirit", der Song "Verliebt in einen Kiwara" mischte sich kurzerhand mit Klängen der BEACH BOYS. Auch ein Medley an älteren Songs mischte die Gruppe zusammen. "Servas, Adiós"oder "Fang mi auf" vom neuen Album fehlten in der Setlist ebenfalls nicht. Zum Abschluss surfte beziehungsweise schwamm Marco auf seiner aufgeblasenen Insel über die Köpfe der Konzertbesucher.

Setlist (ohne Gewähr!):

1. D.U.R.S.T.
2. Z'große Schuach
3. Verliebt in einen Kiwara
4. Tanke
5. King Of Simmering
6. Diwan
7. Fang mi auf
8. Fett kumman
9. Zersprengtes Herz
10. Fuaßboiplotz
11. Nobel geht die Welt zugrund
12. Ih hoss olle Leit (Akkustik Version)
13. Servas Adiós

Encore:

14. Feuerwehrfestl
15. Looking For Freibier
16. Turbo-Medley (Blaue Kappe grüne Kappe + Floschnpfand + Ih hob an Koda + Bierpartei + Das Draglaliad + Sperrstund + Küss' die Hand schöne Frau + Das schlimmste ist wenn das Bier alle ist)
17. Insel muss Insel bleiben
18. Arbeitslos durch den Tag

(Foto by Corona)
(Foto by Corona)

Fazit: Eine überraschend gute Vorband und ein einheimisches musikalisches Muss stellen die perfekte Kombi für den gestrigen Abend dar. Hoffentlich war dies nicht das letzte TURBOBIER Konzert für eine längere Zeit: der Pogo hatte sichtlich Spaß auf der Bühne und punktet mit seiner authentischen, ehrlichen und direkten Art. Eben ein Part, den man sich in der österreichischen Musikszene nicht mehr wegdenken kann!


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