Das Metalmuseum: METALLICA - Master Of Puppets

Veröffentlicht am 16.04.2024

"Master of puppets, I'm pulling your strings
 Twisting your mind and smashing your dreams
 Blinded by me, you can't see a thing
 Just call my name, 'cause I'll hear you scream"

METALLICA - Master Of Puppets (1986)

Okay, jetzt wird es schwierig. Wie stellt man ein derart legendäres Album einer derart legendären und vielbeachteten Band vor, in das wohl so ziemlich jeder, der das hier liest, schon einmal zumindest reingehört hat? Vor allem, ohne zu pathetisch zu klingen, gleichzeitig aber dem Werk genügend Respekt entgegenzubringen? "Master Of Puppets", oder genauer gesagt, das Vermächtnis, das "Master Of Puppets" seit seinem Erscheinen im Jahr 1986 hinterlassen hat, ist monumental. Von Fans und Kritikern gleichermaßen vergöttert, von diversen Magazinen vielfach geehrt als eines der besten Musikalben aller Zeiten, selbst von der amerikanischen Library of Congress wurde es als erstes Metal Album überhaupt zur Bewahrung im National Recording Registry auserwählt. Ganz zu Schweigen davon, dass das in unheilvollen Rottönen gehaltene Albumcover mittlerweile wohl zu einem der bekanntesten Motiven in der Musiklandschaft überhaupt gehört und endlos viele T-Shirts über Generationen hinweg verschönerte und immernoch verschönert. Ja, man kann es nicht anders sagen: "Master Of Puppets" hat über die Grenzen der Metalwelt hinaus Kultstatus, den es wohl auch nie wieder verlieren wird. Auch markiert das Album das Ende einer Ära, ist es doch das Letzte, auf dem Cliff Burton vor seinem tragischen Unfalltod aktiv mitwirken konnte. All das sind gute, wenn auch weit nicht alle Gründe, warum es nun endlich Zeit ist, auch diesem musikalischen Meilenstein einen Platz im Metalmuseum freizumachen. Also, ohne weitere Vorreden: Steigen wir durch!

Rein strukturell beginnt "Master Of Puppets" ähnlich wie sein Vorgänger "Ride The Lightning": Ein gemächliches Intro auf der Akkustischen zum Einstieg, quasi als Vorlaufzeit, dann der radikale Umschwenker zu gröberen Tönen. Das Opening des Albums ist aggressiv, sowohl musikalisch als auch lyrisch. Ein irres Tempo wird vorgelegt, das Leitriff schlägt ein wie Artilleriefeuer, textlich bewegt man sich am Rande einer zynischen Gewaltfantasie. "Hypnotizing power, crushing all that cower, battery is here to stay". Dann der Titeltrack. "Master Of Puppets", sicher einer der bekanntesten Songs der Band, er hat zwar ordentlich PS unter der Haube, verschießt sein Pulver aber nicht leichtfertig, lässt sich Zeit. Im Mittelteil wird dann nochmal etwas das Tempo rausgenommen, bevors ins Finale geht. Klassisch, aber effektiv! Man merkt METALLICA ihr damals aufkommendes Streben nach Perfektionismus an und dieses zahlt sich voll aus. Das Album wirkt durchwegs hochprofessionell und vor Allem, das kann man gar nicht genug hervorheben, ist es trotz allem Getrashe angenehm abwechslungsreich. "Welcome Home (Sanitarium)" erscheint da muskalisch als ein gemächlicherer Gegenentwurf zu den garstigeren Songs des Albums, fügt sich mit seinem nachdenklichen Narrativ aber trotzdem gut in das Muster ein, in dem Hetfield und Co. ihre kritischen Gedanken an die Hörerschaft weitergeben.

Apropos kritisches Gedankengut. "Disposable Heroes". Leider aktueller denn je. Eine allzu deutliche Abhandlung über die grausame Logik des Krieges. Tausende junge Leben. Es sind alles nur Statisten, jeder von ihnen ist austauschbar. Kanonenfutter, Opfer für das größere Gut. Der Song kickt hart, nicht nur wegen seiner eindeutigen Botschaft, auch musikalisch zählt der zum Besten, was es auf dem Album zu hören gibt. Zum Ende hin wird es dann mit "Orion", der epischen Instrumentalnummer der Platte, dann nochmal ruhiger. Der Song lädt dazu ein, die Augen zu schließen und sich treiben zu lassen. Unweigerlich wird die Fantasie der Zuhörenden angeregt. Welche Bilder beschwören die abwechslungsreichen Klänge des Songs herauf? Karge Mondlandschaften? Endlose Weiten des Alls? Vielleicht genießt man aber auch einfach nur die sinnvoll ausgefüllten achteinhalb Minuten Lebenszeit - ist ja genauso okay. Danach endet die fast 55 Minuten lange Reise aber auch schon wieder, und zwar genauso, wie sie angefangen hat: Mit musikalischem Exzess und Gewalt. "Damage, Inc." lässt sich Anfangs wiederum Zeit, sobald aber einmal damit begonnen wird, in die Saiten zu hämmern, gibt es auch hier kein zurück mehr. Schäden im Gebiet der Halswirbelsäule können hier nicht ausgeschlossen werden und wir lieben's!

Das ist es also, "Master Of Puppets". Zu Release bereits ein beachtlicher Erfolg für die Band, mittlerweile eines der größten Musikalben überhaupt. Wie war das am Anfang nochmal mit dem Versuch, in diesem Text nicht zu pathetisch zu klingen? Hat wohl nicht funktioniert. Aber ehrlich, scheiß doch drauf. Es gibt nicht viele Alben wie dieses und der Metal wäre ohne dieses Ding möglicherweise ein Anderer. Wie METALLICA als Band selbst bis heute gealtert ist, darüber darf man sicherlich geteilter Meinung sein. Doch damals, 1986, waren sie musikalisch über jeden Zweifel erhaben. Und hey, wie viele Bands gibt es schon, die das guten Gewissens von sich behaupten können?


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